Seit Jahrtausenden werden Trends im Sinne von populären Konventionen in der Inneneinrichtung als ästhetische Hilfsmittel eingesetzt, um eine Art inneren Frieden zu finden: Man denke nur an die alte chinesische Kunst des Feng Shui, bei der die räumliche Anordnung mit dem Energiefluss korrespondiert, oder an Wabi-Sabi, die japanische Praxis, das Unvollkommene zu umarmen, oder an die Vorliebe der alten Römer für Erdtöne und geometrische Muster, um die Harmonie der Natur nachzuahmen.
Der Top-Designer Timothy Corrigan, der auf komfortabel-elegantes Innendesign spezialisiert in Los Angeles und Paris arbeitet, erklärt: "Es gibt immer mehr Untersuchungen, die den direkten Einfluss unseres Zuhauses zeigen, nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auch auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Seit 2020 sind wir dazu angehalten, uns zu entschleunigen und mehr Zeit in unseren Häusern zu verbringen - das weckt den Wunsch, einen Raum zu schaffen, der sowohl visuell als auch liebevoll widerspiegelt, was wir fühlen. Der Wunsch, etwas Einzigartiges zu haben, führt dazu, dass im Interior Design zunehmend Materialien gemischt werden."
Zu den neuen Trends im Interior Design der 2020er Jahre äußern sich führende Innenarchitekten und geben damit der neuen Kunst der Balance recht. Einige sagen die Renaissance von Naturelementen voraus, andere sehen eine Zunahme von Oberflächen und Akzenten, die von der Natur inspiriert sind - denken Sie an Marmor, Travertin und dekorative Mineralien -, während wieder andere sagen, dass ihre Kunden nicht genug von hell gefassten Möbeln bekommen können. Im Grunde genommen ist alles, was ausgewogen und friedlich auf uns wirkt, in: "Die Kunden fragen nach Leichtigkeit in der Einrichtung und Naturverbundenheit als schönes Statement bei Wohndekoration - das scheint sich wie ein roter Faden durch aktuelle und vergangene Projekte zu ziehen", sagt Stephanie Dettmann, Inhaberin der Lübecker Ladengalerie Kristallkontor.
Ihr Lebens- und Geschäftspartner Steffen Dettmann bestätigt den Wohntrend: „Eigentlich geht es darum, den energetischen Kreis zu uns selber zu schließen und Wohn- oder Arbeitsräume in Balance zu unseren Empfindungen zu gestalten.“
Unsere Wohnungen sind zu den wichtigsten Schauplätzen unseres Lebens geworden sind: Hier arbeiten wir, schlafen wir und treffen uns mit anderen. Jede Ecke und jedes Objekt, das uns umgibt, muss einen bestimmten Zweck erfüllen. Manchmal ist der Zweck funktional und manchmal eben emotional. Der bekannte Blogger und Inneneinrichter Mark D. Sikes ist sogar der Überzeugung, dass wir zukünftig mehr vom Reisen inspirierte Innenräume sehen werden. Er zielt damit auf einen bewussteren Umgang mit den Dingen, die uns umgeben. Es muss nicht viel sein, aber schön.
Stephanie Dettmann bringt die neue Sicht auf balancierte Lebenslust auf den Punkt: „Alles, was wir als schön empfinden tut uns gut. Wenn wir draußen am Meer spazieren, kann es der Ruf einer Möwe sein, der uns wohlfühlen lässt – zuhause ist es der frische Blumenstrauß, das hell-skandinavische Ambiente und schöne Kristalle, die wie Kunstwerke der Natur den Augenblick erhellen. Harmonie in der Gestaltung erkennen wir schon draußen, die Inspiration nehmen wir mit rein.“
Da wir mehr Zeit als je zuvor in Innenräumen verbringen, suchen wir alle nach einer stärkeren Verbindung zur Natur. Dies hat gleichzeitig zu einem Wiederaufleben natürlicher Oberflächen mit Geschichte geführt, von Fußböden über Wandverkleidungen und Waschbecken bis hin zu Vintage-Möbeln und dekorativen Objekten. „Die raue, oft unvollkommen erscheinende Beschaffenheit dieser natürlichen Materialien verleiht ihnen Tiefe, Seele und visuelle Faszination, während sie gleichzeitig die beruhigende, erholsame Atmosphäre der freien Natur widerspiegeln.“ beschreibt die New Yorker Kreativ-Ikone Athena Calderone den Trend in ihren aktuellen Blogs.
People want to bring a little magic back into their lives. I see the magical wonders of the earth taking center stage in home decor: objects made of sparkling crystals and spheres, polished obelisks and raw minerals.
So bestätigt die bekannte Interior-Autorin Justina Blakeney den mineralistischen Stil des Lübecker Kristallkontors als Zeitzeichen: "Menschen wollen wieder ein wenig Magie in ihr Leben bringen." Der einsetzende Trend zeichnet einen erfrischend materialorientierten Weg der Raumgestaltung vor, der von der Sehnsucht geprägt ist, Leben in einen Raum zu bringen.
"Wann immer ich Vintage verwenden kann, tue ich es. Aus gestalterischer Sicht ist Vintage der Protagonist eines jeden Raumes - es hat die Macht, die Erzählung und die Richtung zu beeinflussen. Ihre Patina verleiht jedem Raum eine berührbare Textur und Wärme, ganz zu schweigen von einer heiligen Sentimentalität. Aber abgesehen von ihrer dekorativen Wirkung sind Antiquitäten auch stilvoll und nachhaltig. Indem wir den alten Möbeln die Chance eines neuen Auftritts geben, verringern wir unseren ökologischen Fußabdruck und bringen gleichzeitig ein reiches Gefühl von Geschichte und Geist in einen Raum." bloggte Athena Calderone kürzlich in Interieur-Kreisen.
Marcus Barwell, der Geschäftsführer von Soho House Design toppt dazu: "Wir beginnen, viele neue brillante Optionen für nachhaltige Dinge und Materialien zu sehen. Ich denke, dies sollte jetzt für alle Designer eine Priorität sein."
Der kurze Ausflug der Designwelt in den hochpropagierten Grandmillenial-Look der 2010er Jahre, einer „modernen“ Art überladener Nostalgie der 1940er Jahre, liegt damit endgültig hinter uns und gibt nun den Weg vom Interieur unserer Großeltern zu einer frischen Atmosphäre kuratierter Naturdekoration in heller Möblierung frei.
Aufstrebende Kunstwerke
Noch provokanter drückt es die Broadway-Designerin Daniele Colding aus: "Die Zeiten, in denen das Sammeln anspruchsvoller Kunst die Szene beherrschte, sind vorbei. Meine Kunden sind auf der Suche nach neuen Gesichtern in der Kunstszene. Sie wollen auch Sammlungen, die die Vielfalt unserer Welt und die Perspektiven, die diese Künstler bieten, widerspiegeln." Auch hier zeigt sich ein Bewusstseinswandel, der im mineralistischen Stil der Lübecker mit hanseatischem Understatement längst präsentiert wird. Mit kreativem Gespür und Hingabe entsteht ein neues Wertegefühl, welches die musealen Ideale von gestern nicht mehr braucht.
Wir erkennen hier eine entscheidende Bewegung im Design, Kunst als Objekte zu definieren, mit denen man lebt. "Der Wunsch, etwas Einzigartiges zu haben - etwas das nicht wie alles andere ist- , führt dazu, dass im Interior Design zunehmend Materialien gemischt werden.", erklärt Steffen Dettmann mit Blick auf seine Klientel aus der Metropolregion Hamburg, Schleswig-Holstein und Dänemark und führt weiter aus: "Es ist für unsere Kunden nicht ungewöhnlich, dass sie in ihren Räumen kontrastierende Stil-Elemente aus Holz, Metall und Stein verwenden, um sie durch diese Kunstgriffe noch einzigartiger und ausgefallener zu gestalten. Im Kristallkontor bedienen wir diese individuellen Design-Aspekte mit unserer ausgewählt schönen Kollektion für nachhaltige, stilvolle Möblierung im Zusammenklang mit feinsinnig abgestimmten dekorativen Mineralien und Fossilien."
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