Beim neuen Luxus geht es darum, Schönheit in Einfachheit und Vergänglichkeit zu finden. Luxus definiert sich stetig neu und erfährt gerade in dieser Zeit eine Neu-Interpretation, die ein unverstelltes ästhetisches Empfinden erfordert. Die japanische Designästhetik Wabi-Sabi [ 侘寂 ] kombiniert natürliche Inspirationen und eine neutrale Palette mit einer besonderen Wahrnehmung von Schönheit in der Unvollkommenheit des täglichen Lebens. Im Gegensatz zum Minimalismus, der darauf abzielt, Unordnung zu rationalisieren und zu beseitigen, zelebriert Wabi-Sabi den Knoten im Holz oder die Falten im Leinen. Es geht darum, Patina zu zeigen, und die Schönheit des Vergänglichen zu betonen.
Älteste Zeugnisse dieser ästhetischen Wahrnehmung gehen bereits auf das japanische Altertum ab dem 7. Jahrhundert zurück, wurde aber als
Begriff vom Teemeister und Zen-Mönch Sen no Rikyū eingeführt. Er benannte die drei grundlegenden Attribute, nämlich dass nichts dauerhaft, nichts perfekt und auch nichts
vollständig sei. Schönheit liegt demnach in der Balance zwischen Harmonie und Ruhe von Wabi und Sabi, der ephemeren Natur von Zeit und Verfall.
Die Verwendung von abgenutzten Gegenständen und natürlichen Materialien ist in dieser Philosophie der Schlüssel, um dieses Gleichgewicht zu erreichen. Wabi-Sabi-Einrichtungen sind elegant, nicht
überladen - sie sind auf charmante Weise unvollkommen, bieten jedoch eine sehr moderne Interpretation des luxuriösen Innendesigns, welches seine Inspiration in den Farben und Texturen der Natur
findet.
Wabi-Sabi ist meilenweit entfernt von der kuratierten Wärme von Hygge (einem kommerzialisierten Wohntrend, der vorgibt, skandinavisches Lebensgefühl zu sein) oder der reduzierten Perfektion des Minimalismus, der in den letzten zwei Jahrzehnten als Maß für Interior Design gilt.
Bei einer Innenarchitektur mit Wabi-Sabi-Ästhetik geht es vor
allem darum, die Authentizität von Objekten und Materialien zu respektieren, sei es eine ausgefranste Decke auf dem Sofa, ein interessanter Stein vom Strand oder eine mit Leim und Goldstaub
reparierte Schale, bei der die "Narben" und Spuren der Zeit willkommen sind. Dieser Stil erlaubt es, mit Vergänglichkeit zu spielen und Ihrer Einrichtung Wärme und Charakter zu verleihen.
Luxusmaterialien wie Holz, Stein, Leder und Metall werden hier aufgrund ihrer Alterung, Flecken, Rost und Abnutzung geschätzt. Vermeiden Sie beim Einrichten und der individuellen Dekoration die
Massenproduktion und nutzen Sie lieber handgefertigte Keramik wegen ihrer Einfachheit und Authentizität. Spielen Sie mit Oberflächen, die bröckelnden Putz oder verwitterten Beton mit einbeziehen,
umgeben Sie sich mit Vintage-Möbeln und dekorieren Sie mit Schönem aus der Natur. Vor allem Kristalle sind als natürliche Highlights im
Interieur etwas außergewöhnlich Inspirierendes. Die Mischung aus Einfachheit und Raffinesse führt schließlich zu einer luxuriösen Raumgestaltung, die langweilige Symmetrie und protzende
Statussymbole durch wohlige Wärme, individuellen Charakter und ehrliche Schönheit ersetzt.
In unserer Kultur wurde das ästhetische Konzept des Wabi-Sabi durch den belgischen Designer Axel Vervoordt mit seinen atemberaubenden Designs für das Greenwich Hotel Tribeca bekannt. Seine
Interpretation eines richtig ausgeführtes Wabi-Sabi-Innendesigns war, dass es "schlecht" aussehen sollte, aber dennoch teuer war. Seine fast selbstverständliche Ästhetik war natürlich das
Ergebnis langer Auseinandersetzung mit der alten Philosophie, sorgfältige Auswahl und viel Liebe zum Detail – so dauerte es Jahre, bis Vervoordt und sein Team die vielfältigen und einzigartigen
Objekte für die Innenausstattung des genannten Hotels beschafften.
Weniger ist manchmal mehr.
Diesen tiefsinnigen Spruch haben wir alle schon mal gehört: Im Wabi-Sabi sowie im mineralistischen Stil zeigen Sie Sinn für die Geschichte der Dinge und umgeben sich bewusst mit romantischen Gegenständen aus vergangenen Zeiten, die weiterhin die Funktionen des Neuen erfüllen – all das trägt zu unserem Interesse an Nachhaltigkeit und unserem Wunsch bei, dem Alltagsstress zu entfliehen und ein Zuhause zu schaffen, welches unsere allgegenwärtigen Unvollkommenheiten komfortabel balanciert.
Wenden Sie sich der Natur zu, um eine harmonische, neutrale Palette immer miteinander harmonisierender Farben zu erkennen und so besonders ruhig abgestimmtes Interior Design zu erreichen.
Dieser Ansatz entspricht im weiteren Sinne dem mineralistischen Stil, den das Lübecker Kristallkontor mit seinem Einrichtungskonzept verfolgt. Gerade vor Weiß- und Cremetönen skandinavischer Vintagemöbel finden Naturobjekte wie Kristalle in Pastelltönen eine stilprägende Berechtigung, die im Zusammenspiel mit Licht ein angenehmes Gefühl von komfortablem Luxus schaffen.
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